Bewusst mit den eigenen Ressourcen umgehen.
Bist du es dir wert?
Selbst-mit-gefühl ist mega wichtig.
Besonders in Krisenzeiten.
Ich habe heute einen Durchhänger. Es ist nun mal so. Ich brauche kein Mitleid. Ich nehme es an. Ich bin nicht perfekt. Ich bin keine Dauerlach-Maschine. Ich bin nur ein Mensch. Eine Frau.
Frauen sind außerdem zyklische Wesen. Im Laufe des individuellen Monats verändert sich unsere Physiologie, Psyche, Energie. Es gibt kreative Phasen. Aber auch innerlich unruhige Phasen. Es gibt produktive, expansive oder nach innen gekehrten Zeiten. Wir sind deswegen nicht „komisch“. Es ist unsere Natur. Wenn wir sie spüren und verstehen lernen, wenn wir im Synchron damit leben, können wir mit dem Lebensfluss leben, sind in unserer Mitte (Kraft). Mit der gewonnen Energie und Leichtigkeit gelingt uns besser, unsere Essenz zu leben und unsere Projekte effektiver voranzubringen. Wenn wir dagegen versuchen etwas zu erzwingen, was gerade nicht da ist, wenn wir uns selbst bekämpfen („Stell dich nicht so an“, „Du musst jetzt leisten“), verschwenden wir nur unsere Energie, werden unzufrieden und sogar verbittert.
Diese Annahme bedeutet keinesfalls einfach schwach sein oder sogar resignieren. Es bedeutet, dass wir weise mit unseren Ressourcen umgehen. Es bedeutet, dass wir uns als ein ganzheitliches Wesen annehmen. Dass wir uns wertschätzen.
Selbst-mit-gefühl ist eine sehr wichtige Qualität, besonders in heutigen Corona-Zeiten. Selbstmitgefühl ist etwas, was wir bewusst kultivieren können. Wenn wir uns erlauben, nicht immer gut drauf sein zu müssen. Wenn wir uns erlauben auch mal zu trauern. Es bedeutet auch, dass wir uns bewusst machen, dass diese Krise gerade uns alle betrifft. Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht alle gleich intensiv beeinflusst. Es macht mit uns ALLE etwas. Sichtbar oder unsichtbar.
Das lange zu „ignorieren“, war meine erste Coping-Strategie (Bewältigungsstrategie). „Es wird schon“. „Wovon haben die Menschen, so viel Angst?“
Heute habe ich mir die Zeit genommen und mir erlaubt zu trauern. Zu trauern, dass ich meine Eltern nicht in den Arm nehmen kann. Zu trauern, dass ich mit meinen lieben Menschen in Bulgarien keine tiefe Gespräche momentan führen kann, da die Internetverbindung ständig unterbricht. Zu trauen, dass Beziehungen in den letzten Monaten zu Ende gegangen sind. Zu trauern, dass Hoffnungen gestorben sind. Zu trauern, dass ich noch nicht da bin, wo ich hinwollte und alles für mein ungeduldiges Wesen so langsam vorankommt. Zu trauern, dass ich nicht in den Arm genommen werde, wenn ich es am meisten brauche. Zu trauern, dass ich mich allein fühle. Zu trauern, dass mir das Schreiben im Café fehlt. Zu trauern, dass Menschen sich selbst isolieren, gerade wenn Menschlichkeit und Nähe so notwendig sind. Zu trauern, dass es so viele Regel gibt, mit denen ich nicht einverstanden bin und die meine Freiheit begrenzen.
Heute habe ich mir erlaubt, meine Ansprüche loszulassen. Es ist etwas anders, mir zu sagen, dass „ich nicht perfekt bin“. Heute erlebe ich es richtig emotional: ich weine mir die ganze Anspannung aus. Ich lasse heute den Anspruch los, immer leisten zu müssen, weiter machen zu müssen, nicht traurig sein zu dürfen.
Durch die Annahme werden die Gefühle transformiert. Sie haben sowieso eine flüchtige Natur. Mit jedem Widerstand verstärken wir sie. Mit der Annahme besänftigen wir sie. Sie verflüchtigen sich. Was bleibt ist eine Coping-Strategie. Eine Herangehensweise, die wir zu einer wachstumsfördernden Gewohnheit mit der Übung entwickeln können. Das macht uns innerlich stark und frei.
Uns authentisch zu zeigen, bedeutet in erster Linie, unsere Bedürfnisse selbst bewusst wahrzunehmen. Auch die Ängste, individuell oder kollektiv, die in dieser Krisenzeit verstärkt verbreitet sind. Diese leichter Hand zu ignorieren ist eine Schutzmechanismus, dass auf Dauer nicht zielführend ist, denn es macht uns verschlossen, rigid, unsensibel. Uns zu gestehen, dass diese Ängste überall schon etwas mit uns machen. Wenn wir uns das bewusst vor den Augen führen, haben wir mehr Verständnis und Empathie uns gegenüber.
Innerer Kritiker als Freund gewinnen
Bei manchen Menschen ist der innere Kritiker sehr dominant und vermiest uns nicht nur die Stimmung, sondern hindert uns voranzukommen. Dahinter verstecken sich erzogene, gelernte Strategien oder Glaubensätze, die früher ihr Sinn hatten, aber heute uns in unserer Entwicklung und erfülltem Leben auf dem Weg stehen. Es ist empfehlenswert, diese zu untersuchen und sich im (Selbst)Coaching davon zu befreien. Falls dein innerer Kritiker auch stark ausgeprägt ist, kann ich dir folgende Übung empfehlen:
Etabliere neben den Kritiker einen inneren wohlwollenden Freund. Verbinde dich immer wieder mit diesem wohlwollenen Freund in deiner Vorstellung. Somit erschaffst du dir eine ausgleichende Ressource. Du kannst dich auch gerne selbst umarmen und spüren, was macht das mit dir. Du kannst dir vorstellen, wie dieser Freund für dich immer da ist, dich unterstützt, wie er dich versteht, lobst und bestärkt. Du kannst ihm immer wieder vor deinem inneren Auge holen und dich mit ihm verbinden. Es tut gut, dass wir uns selbst diese Unterstützung geben, besonders, wenn kein „richtiger“ Freund gerade da ist.
Die Psychologie lernt uns, dass dieser innere Kritiker, ein Anteil von uns ist die uns schützen möchte. Wir können uns bewusst bei diesem Anteil bedanken und ihm bitten, uns statt zu kritisieren, zu unterstützen und loben, denn so hilft er uns besser, unsere Ziele zu erreichen. Das ist eine Coping-Strategie, die zum persönlichen Wachstum führt. Anders ist, wenn wir diesen Anteil ignorieren, bekämpfen oder verdrängen: er wird immer wieder Wege finden, aktiv zu werden und uns auf dem Weg zu stehen. Bei dieser Strategie erfolgt keine Integration dieses Anteils in unserer Psyche und wir verschwenden wertvolle Energie, die wir sonst sinnvoller für das, was uns wirklich wichtig ist, einsetzen können.
Ich traf eine Entscheidung für mich.
Statt innerlich gegen mich zu agieren, wählte ich, mein Freund und Unterstützer zu sein.
Statt mich selbst zu kritisieren und zusätzlich noch kleiner zu machen, wenn etwas nicht geklappt hat, großzügiger zu mir zu sein.
So übe ich mich heute immer wieder:
von unbewusster Selbstsagotage zum Selbst-mit-gefühl.
Obwohl mein Start in der Selbstständigkeit gerade in dieser Krisenzeit meine existentialen Ängste verstärkt, gönne ich mir ab und zu die Zeit, mich einfach wohlzufühlen. Zum Beispiel das wohlige Gefühl innen drin bei einem Spaziergang bewusst zu spüren. Das ist eine unglaubliche Ressource, die uns keine äußeren Umstände wegnehmen können.
Wir bleiben trotz unserer Verletzlichkeit oder gerade deswegen innerlich stark. Wir bleiben offen. Durchlässig für das, was ist.
Wenn wir uns wertschätzen und für uns sorgen, erlauben wir unbewusst auch andere in unserer unmittelbaren Umgebung es zu tun. Wir sind echt. Und machen Mut. Wir begegnen uns dann aus unserer stabilen Mitte und verfallen nicht in Abhängigkeiten in unseren Beziehungen.
Nur wenn wir uns gut fühlen und nicht zu sehr gestresst sind, sind wir in der Lage, etwas Wertvolles hervorzubringen. Deswegen meine Botschaft an dich heute:
Erlaube dir, dich wohlzufühlen.
Trotz aller Ängste, aller Aufgaben.
Bewusst. Starte mit 5 Minuten.
Fünf Minuten nichts tun: nur wohlfühlen.
Wiederhole es immer wieder.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie wir unsere eigenen Bedürfnisse erkennen und unsere Ressourcen aufbauen. Finde die passende für dich. Übe dich immer wieder daran. Mache eine Gewohnheit daraus.
Falls du Unterstützung für diesen Bewusstwerdungsprozess brauchst, bist herzlich willkommen. In einer ersten kostenfreien Coachingtermin (ca. 20 Minuten) schauen wir, ob die „Chemie“ passt und besprechen weitere Details.
Melde dich unter coaching (at) nadejda.stoilova.com.
Ich freue mich auf dich!
Bleib gesund und innerlich stark.
Sogar beim „mal schwach sein dürfen“.
Nadejda
Nadejda Stoilova
Positive Psychologin (M.A.)
Ganzheitlicher Coach
Schreibtherapeut
Text & Foto: Nadejda Stoilova © 2020
Findest Du diesen Beitrag hilfreich? Dann pinne ihn in die Welt hinaus!
Fürs Liken, Teilen und Pinnen sage ich herzlichen Dank!