Menschen wie Universen

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Es gibt Menschen, in deren Nähe ich zum Universum werde. Indem ich mich sicher, wohl fühle. Indem ich mich weit ausdehnen kann. Indem ich unendlich werde. In einem ewigen Atemzug, der alles trägt. Leben. Traurigkeit. Lust. Endlichkeit. Das große Ganze. Das Licht.

Es gibt Menschen, im deren Feld ich zum Wasser werde. Zum See. Kristallklarer See. Unendlich tief. Erstaunlich still. Ich werde zu klarer Stille. Zur stillen Klarheit. So wie das Lachen in einem ewigen Schluchzen kurz vorm Verschlungen stehen bleibt. Still umarmt wird. Es kommt keinen Laut. Nur allumfassende Stille, die alles trägt.

Es gibt diese Momente. Dann schau ich mich an… wie in Zeitlupe… nach dem Wasser im Spiegel…  Es tropft im Außen. Die Augen ziehen mich tief ein. „Diese Augen – sind sie meine?!“ staune ich. Ich tauche noch tiefer ein. Es öffnen sich Weiten, die mich umarmen. Die mich willkommen heißen. Die mich fast hypnoverschlingen. Und da kommt das Erkennen in seiner unendlichen Weite. Mit seiner unverkennbaren Demut. Mit dieser Güte, die aus dem Nichts entspringt. Sie versüßt das Herz. Sie berührt das kleine Wesen, das durstet. Sie trifft auf Resonanz mit längst vergessenen Schichten. Sie eröffnet den Brunnen vom Außen. Die Augen werden nass auch vom Innen. Nein, sie weinen nicht. Glückselig durchtrunken glitzern sie. Sie bringen mich noch tiefer ein. Alles darf für einen Moment verschwinden. Was bleibt ist offener Geist. Kein Focus. Stille Präsenz. Unendlich. Danke. Danke. Danke.

Ich inspiriere Menschen. Inspirieren meint Menschen beflügeln. Menschen beflügeln kommt von Menschen beseelen. Seele und Geist in harmonischen Kreislauf zusammenbringen.

Ich bin dieser Raum, der Räume eröffnet und heilt. Das ist meine Mission. Raum zu sein. Für dich. Für mich. Für uns. Weil wir alle auf der Durchreise sind. Auf der ewigen Reise. Und das hier ist nur ein Schritt. Danke, dass wir den gemeinsam gehen dürfen. Gesegnet sind wir. Immer wieder. Sowohl als auch. Und alles zeitgleich noch. Ich bin berührt. Begeistert. Beseelt.

Lieber Geist, liebes Universum, ich bin meine Seele nah. Ganz nah.

Ich sehe sie in den Tropfen. In den Augen. In der kleinen Libelle, die kurz am Grashalm rastet. Ich höre sie in den Ruf des Rotmilans. Ich sehe sie in dem Auge der Krähe.  Mit dem Duft des Nachtwalds atme ich sie tief ein. Mit den Glühwürmchen bewundere ich sie im Gras tanzend. Ich sehe sie in den Sternen, die sich in den Augen als Universen tief spiegeln. Durchscheinend. Durchsickernd. Durchhallend.  

Lieber allumfassende Geist, lass mich durchlässig sein. Für so viel Göttlichkeit überall.

Lass mich diese Begeisterung in die Welt tragen.

Lass mich unendlich weiten Raum sein.  Für dich. Für mich. Für uns.

So bin ich ICH. So bin ich DU. So ruhe ich als Seelennachtlicht. Unendlich und klein. Durchsichtig und dicht. Ich. Du. Wir. Alles ist ein, weißt du?

Die Stille darf wachsen. In jedem von uns.

Eins ist alles. Alles ist eins.

Hier. Dort. Für immer. Sein.

Sein. Geist und Seele in eins. Sein.

Wir alle tragen sie. Menschen, doch Universen.

Menschen wie Universen.

 

Text & Foto: Nadejda Stoilova © 2021

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